“Das Michael Wollny Trio erinnert uns daran, dass wir im 21. Jahrhundert leben und nicht in den 1960ern“ schreibt das britische Jazzwise Magazine mit Referenz an den Ursprung des Piano-Trio-Formats im Jazz.
Und gleichzeitig widersetzt sich das neue Album „Living Ghosts“ in vielerlei Hinsicht dem Zeitgeist: Keine kurzen Einzeltracks, sondern vier lange Sets, eine Anti-
these auf Zapping und Fragmentierung. Musik ohne Kategorien, welche die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörenden fordert und diese mit einem außerordentlich sinnlichen Erlebnis belohnt. Die Ausnahme von der Regel, wie immer bei Michael Wollny.
Für Pianist Michael Wollny ist das Trio gemeinsam mit Bassist Tim Lefebvre und Schlagzeuger Eric Schaefer die Konstante in seinem sich ansonsten stetig wandelnden musikalischen Kosmos.
Die drei verbindet ein schier unerschöpfliches musikalisches Vokabular, eine herausragende Sensibilität im Zusammenspiel und die Fähigkeit, aus dem Moment heraus immer wieder neue Musik von ungeheurer Spannung und Dynamik zu kreieren. Seit der Veröffentlichung des letzten, gemeinsam mit Andreas Brandis konzeptionierten und produzierten Studioalbums „Ghosts“ im Jahr 2022 hat das Michael Wollny Trio das Material des Albums auf den unterschiedlichsten Bühnen aufgeführt – vom Club über klassische Konzerthäuser bis zu großen Open-Air-Festivals. Manchmal komplett akustisch, manchmal in einer Mischung aus elektronischen und akustischen Klängen. Michael Wollny sagt „Diese Konzerte sind zu wunderbaren Séancen geworden, bei denen uns die Geister aus dem Songbook des Trios immer wieder und oft überraschend zurückkehren. An manchen Abenden tauchen sie nur kurz auf und verschwinden nach ein paar Takten wieder. Dann wieder dehnen sich einzelne Motive innerhalb eines Themas aus und weben so eine ganz neue Geschichte.“ Das Repertoire von „Living Ghosts” besteht nicht nur aus Stücken von „Ghosts“, sondern spannt einen Bogen über ein Jahrzehnt der Zusammenarbeit des Trios Wollny / Schaefer / Lefebvre, welche mit der Veröffentlichung des Albums „Weltentraum“ im Jahr 2014 begann. Seinerzeit ein Game-Changer für Wollny, der endgültige Schritt auf die großen Bühnen – und eines dieser Jazzalben, die man auch bei Menschen in Plattenschrank und Playlist findet, die sonst wenig Jazz hören. Durch das fortwährende Live-Spielen hat sich das Repertoire des Trios über die Jahre immer weiter verändert. Wollny, Schaerer und Lefebvre öffnen in den Stücken immer wieder neue Räume, suchen gemeinsam nach neuer, ungehörter Musik, oft sind es Nuancen, die der Musik im Verlauf eine völlig neue Richtung geben. Die ursprünglichen Kompositionen bilden
oft nur einen Startpunkt für diese neuen, kollektiven musikalische Erzählungen.
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